Mit dem Rad den Rhein entlang
Wo der Frühling früher kommt: Ausflüge zu Römern, Rittern und Romantikern
Trutzige Burgen, schroffe Felsen und historische Städte: Wo sich der Rhein Millimeter für Millimeter sein Bett immer tiefer in die Erde schmirgelt, kommen Radfahrer bereits im frühen Frühling auf ganz besondere Touren. Denn Deutschlands bekanntester Fluss sorgt in Verbindung mit den Wärmespeichernden Schieferfelsen dafür, dass es an den Ufern früher grünt als anderswo. Kurz hinter der 2000 Jahre alten Römerstadt Koblenz („Confluentia“) verjüngt sich das Rheintal zum deutschen Grand Canyon der Romantik – und das Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal gilt als idealer Ausgangspunkt für Radtouren in das Herz des berühmtesten aller deutschen Flüsse. Vom Deutschen Eck und zu Füßen der Festung Ehrenbreitstein aus führt die Radstrecke Romantiker immer am Fluss entlang nach Boppard – und zur größten Rheinschleife. Auf der 20 Kilometer langen Route können Neugierige bereits einen Blick auf das künftige Gelände der Bundesgartenschau in den Koblenzer Kaiserin Augusta-Anlagen werfen, einen Abstecher zum Märchenschloss Stolzenfels (Foto links) machen und vom berühmten „Königsstuhl“ hoch über Rhens den Blick zur Marksburg und weit über das Tal schweifen lassen. Die Fachwerk- und Römerstadt Boppard lockt zum Abschluss der gemütlichen Tour mit einem Besuch beim Schöpfer des berühmtesten Kaffeehausstuhles der Welt: Das Thonet-Museum zeigt einen Querschnitt durch die Werke des Pioniers des Möbeldesigns, dessen „Stuhl Nr. 4“ als geschwungene Design-Legende mehr als 150 Millionen Mal verkauft wurde. Ein besonderer Höhepunkt ist der Aufstieg zum Bopparder Gedeonseck. Zu Füßen der Betrachter zieht Vater Rhein seine größte Schleife (Foto links oben). Wer es gemütlich angehen möchte, tauscht am Beginn des steilen Weinberges den Sattel mit dem Sessel – und lässt sich zum Rheinblick in 20 Minuten 232 Meter höher liften, bevor es nach einem Bummel durch Boppard gemütlich an Bord der „Weißen Flotte“ zurück nach Koblenz geht. Auskunft und Angebot: Koblenz Touristik, Bahnhofplatz 7, 56068 Koblenz , Telefon: 0261 / 3038813, www.koblenz-touristik.de. Radelpauschale mit 2 Übernachtungen und Frühstück im Drei-Sterne-Hotel, Rad-Infopaket, Regional-Menü, Schifffahrt Boppard-Koblenz und Altstadtführung ab 139 Euro pro Person. Leihräder ab 10 Euro/Tag.
Fotos: Koblenz Touristik
Wenn Vater Rhein die Biege macht …
Frühlingstour rund ums Deutsche Eck: Mit dem Rad zu Römern, Rittern und romantischen Winkeln
Wo Schieferfelsen die Sonnenstrahlen speichern, kommt der Frühling meist früher: Im Rheintal beginnt die Radelsaison mit den ersten Krokusblüten. Sanfte Ufer-Wege führen von Koblenz aus zu grandiosen Naturschauspielen: Vor Boppard biegt sich der Rhein um mehr als 180 Grad, bei Andernach schießt der größte Kaltwassergeysir der Welt in die Höhe.
Deutschlands Grand Canyon der Romantik lockte alle – erst die Römer nach Koblenz („Confluentia“), dann die Ritter auf mächtige Felssporne, später die Romantiker an die steilen Rebenhänge: Brentano, Hugo und Goethe, sie alle waren verzaubert vom Mittelrhein. Heute können Rheinreisende Kunst, Kultur und Kulinarik an Deutschlands meistbesungenen Fluss neu und bequem per Pedale entdecken: Zwei sanfte Tagestouren führen vom Deutschen Eck in das UNESCO-Erbe der Weltkultur, zu märchenhaften Burgen und Schlösser und geologischen Sensationen – wie sie schon ein gewisser Karl Baedecker vor mehr als 170 Jahren in seiner ersten „Rheinreise“ beschrieb.
Der Reiseführer – verlegt in Koblenz – gilt bis heute als Standardwerk. Vieles, was Baedeker beschreibt, zeigt sich inzwischen noch weit schöner als damals. Und einiges wird in den kommenden Monaten noch einmal aufgehübscht. Das gilt auch für die Rheinfront von Koblenz: Dort wächst die Bundesgartenschau 2011 heran. Was Radfahrern bereits heute bei einer romantischen Rheintour blüht, hat die Koblenz Touristik in zwei Tourenvorschlägen für eine Wochenend-Radtour zusammengestellt:
Tour 1 startet am Deutschen Eck, wo sich Rhein und Mosel treffen und Kaiser Wilhelm I. auf seinem Sockel wacht. Durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen (von den Gartenkünstlern Peter-Josef Lenné und Hermann Fürst Pückler-Muskau nach dem Vorbild englischer Parks angelegt) führt die Route immer am Rhein entlang über die mehr als vier Kilometer lange Promenade zum Schloss Stolzenfels, das der „Träumer auf dem Königsthron“ Friedrich Wilhelm IV. an prominenter Stelle im Stile eines Zuckerbäckerschlosses Mitte des 19. Jahrhunderts wiederaufbauen ließ. Geschichte und Geschichte begleiten Radler dabei mit jedem Tritt – auch im Rheindorf Rhens. Dort thront über dem Fachwerk-Ensemble der „Königsstuhl“ – denn „zu Rhense“ wurde erstmals 1346 mit der Wahl Karl IV ein deutscher König am Rheinufer gekürt. Heute genießen Besucher von der (nachgebauten und restaurierten) Anlage einen Traumblick über das Mittelrheintal.
Ob der Bopparder Michael Thonet – mit seinen Wiener Kaffeehausstühlen einer der bekanntesten Möbeldesigner der Welt – die größte Rheinschleife vor den Toren seiner Heimatstadt zum Vorbild für seine geschwungenen Sitzgelegenheiten nahm, ist nicht bekannt. Radler können sich aber am Tagesziel in Boppard ihr eigenes Bild von der Biege machen. Im Thonet-Museum stehen die schönsten Stühle des genialen Tischlers – und auch ein berühmtes Schaukelsofa des Meisters: Darauf haben sich beispielsweise Marlene Dietrich und Billy Wilder geräkelt. Höhepunkt der Radtour am Rhein entlang ist der Aufstieg zum Gedeonsblick. Wem nach 20 sanften Kilometern der Anstieg mit zwei Rädern allerdings zu beschwerlich ist, der tauscht den Sattel mit dem Sessel – und lässt sich bequem 223 hoch zu einem der schönsten Rheinblicke liften: Über den Dächern von Boppard und vor der Kulisse der Rheingemeinde Filsen dreht der Rhein seine schönste und größte Kurve. Um mehr als 180 Grad verändert der Fluss imposant wie fotogen seine Richtung.
Tour 2 der romantischen Radelreise den Rhein entlang führt von Koblenz zum Rolandsbogen. Auf historischen Treidelpfaden (wo früher Pferde vom Ufer aus die Rheinschiffe zogen) geht es nach Andernach. Neben der spätromanischen Liebfrauenkirche, die zu den schönsten Sakralbauten des Rheinlands zählt, lockt von Ende Mai an ein ganz besonderes Schauspiel: Alle 100 Minuten hat der größte Kaltwassergeysir der Welt im Vorort Namedy seinen großen Austritt. Bis zu 60 Meter hoch schäumt die von Kohlensäure getriebene Wasserfontäne, die seit 1957 unter einer Betonplatte versiegelt war und jetzt wieder springen darf.
Immer am Rhein entlang führt der Weg vorbei an Bad Breisig und der Brücke von Remagen zum Bahnhof Rolandseck – einem Denkmal deutscher Eisenbahngeschichte. Über dem heutigen Künstlerbahnhof entstand mit dem neuen Arp-Museum ein architektonisches Meisterwerk des Star-Architekten Richard Meier. Große Kunst und Kitsch mit Kulturgeschichte liegen am Ziel der Tour ganz eng beisammen: Denn einen Besuch des legendären Rolandsbogen mit seinem „fabelhaften“ Blick durch das Efeu-umrankte Tor Richtung Drachenfels sollte kein Radler nach der 45 Kilometer langen – aber einfachen – Strecke versäumen, bevor es komfortabel mit dem Zug (oder dem Schiff) zurück nach Koblenz geht, wo in der Altstadt und an den Ufern von Rhein und Mosel die Kunst- und Kultur- und Natur-Radtour mit kulinarischen Genüssen aus der Region gemütlich ausklingen kann…
Auskunft und Angebot: Koblenz Touristik, Bahnhofplatz 7, 56068 Koblenz , Telefon: 0261 / 3038813, www.koblenz-touristik.de. Radelpauschale mit 2 Übernachtungen und Frühstück im Drei-Sterne-Hotel, Rad-Infopaket, Regional-Menü, Schifffahrt Boppard-Koblenz und Altstadtführung ab 139 Euro pro Person. Leihräder ab 10 Euro/Tag.
Rhein-Radeln: Auf dem Sattel zu Kunst und Kultur
Auf den Spuren von Römern, Rittern und Romantikern können im Frühjahr Radler auf eine romantische Rheinreise gehen: Von Koblenz aus führen zwei besondere Tagestouren zu Kunst und Kultur. Flussaufwärts geht es auf leichten Ufer-Wegen vom Tor des UNESCO Welterbes Oberes Mittelrheintal zur imposantesten Rheinschleife und zum Museum der Möbeldesign-Legende Michael Thonet. Flussabwärts führt die Route nach Rolandseck zum weltberühmten Rolandsbogen und zum Arp-Museum, mit dem Star-Architekt Richard Meier ein neues Bau-Denkmal im Rheintal geschaffen hat. Hin- oder Rückfahrt können Radler dabei auch bequem mit Schiff und Zug antreten. Als Pauschalpaket bietet die Koblenz-Touristik das kulturell-romantische Rad-Wochenende ab 139 Euro pro Person an. Auskunft: Koblenz Touristik, Bahnhofplatz 7, 56068 Koblenz, Telefon: 0261 / 3038813, www.koblenz-touristik.de.