„Griaß Ench“: Wo der Senner mit dem Laken winkt
Einfach leben: Kleine Auszeiten auf versteckten Almen
im Tiroler Pillerseetal – Aufbruch in die Einsamkeit der Bergwelt
Wenn das weiße Laken im verwitterten Fichtengiebel der 516 Jahre alten Rohralpe hoch über dem Tiroler Pillerseetal hängt, freut sich Christian Dödlinger (79) über Besuch. Denn das Betttuch vor der Hütte signalisiert weithin sichtbar bis ins Tal: Die kleine Alm ist geöffnet. Seit 28 Sommern lebt der Senior unter den Sennern mit 30 Kälbern, Kühen und Ochsen von Mai bis in den Oktober hinein am Berg – und keinen Tag des einfachen Lebens möchte er missen. Zwei Stunden dauert der Aufstieg in die Einsamkeit der urigen Almhütte, die auf 1260 Metern wie ein Schwalbennest im Hang über Fieberbrunn klebt, bevor Wanderern das freundliche „Griaß ench“ des Hausherren frische Milch, ein kühles Getränk aus dem Erdkeller und eine deftige Brotzeit mit geselchtem Speck und Bauernkäse verspricht. Gäste sind für den passionierten Senner und Edelweiß-Schnitzer nicht nur Abwechslung vom Alltag auf der Alm, sondern auch ein willkommenes Zubrot. Für Wanderer ist es ein Aufstieg zum Ausstieg auf Zeit, denn als Belohnung für mehr als 500 Höhenmeter winkt eines der schönsten Breitwandpanoramen der Kitzbühler Alpen: Vor der Hüttenterrasse breiten sich fast 30 Gipfel aus – vom Spielberg zur Linken über die Hohen Tauern und den Wildseeloder in der Mitte bis zum Kitzbüheler Horn und dem Wilden Kaiser zur Rechten. Traumblicke öffnen sich auch von rund 30 weiteren Almhütten in den Grasbergen des Pillerseetals. Zu den urigsten Zielen für kleine Auszeiten mit großen Aussichten gehören dabei die Schießlingalm von Familie Foidl auf 1271 Metern zwischen Hochfilzen und Weißleiten. Auf der 1423 Meter hoch gelegene Winterstelleralm über St. Ulrich am Pillersee steht Sennerin Anni Waltl im Sommer täglich ihren Mann bei 80 Kühen und Kälbern – und serviert Wanderern Jausen im XL-Format. Genießer, die zum Einstieg erst einmal auf die einfache Tour aufsteigen wollen, empfängt Monika Kollmaier auf der Eibelberg-Einkehr über St. Jakob in Haus: Der 422 Jahre alte Hof auf 1005 Höhenmetern ist bereits mit einem gut eineinhalbstündigen Fußmarsch von der Dorfmitte aus erreichbar. Mit mehr als 400 Kilometern Wanderwegen aller Schwierigkeitsgrade ist das Pillerseetal vom 19. bis 21. September auch Austragungsort der 11. Wanderweltmeisterschaft. Infos: Tourismusverband Pillerseetal, Dorfplatz 1, A-6391 Fieberbrunn/Tirol, www.pillerseetal.at, Telefon: 0043/5354/56304. Wochenendangebot „Kurz auswandern“: 3 Tage/2 Übernachtungen, Wanderstöcke ab 91 Euro /Person. Wanderwoche inklusive Wanderkarte, Wanderstöcke und Pillerseetal-Card ab 388 Euro/Person.
Fotos: Tourismusverband Pillerseetal
Abdruck in Verbindung mit Pillerseetal honorarfrei – Beleg erbeten
Servus Alltag: Leben mit dem Ochs am Berg
Die schönsten Einsamkeiten in der Bergwelt des Tiroler Pillerseetals: Aufstieg zum Alm-Ausstieg auf Zeit –
Kühe, Käse und Kunst beim Senior der Senner
Aussteigen durch Aufsteigen: Wer nicht gleich einen ganzen Sommer lang dem Alltagstress in der Abgeschiedenheit einer Almhütte entfliehen will, kann im Tiroler Pillerseetal Einsamkeit auf Zeit genießen. Wir stellen vor: Vier ganz besondere Orte, wo die Ursprünglichkeit zuhause, das Leben einfach, die Luft klar und der Blick weit ist.
Die Fichtendielen auf der Holzterrasse ächzen bei jedem Schritt, die Bänke unter den ausladenden Giebelbrettern sind von Sonne und Regen patiniert – und wer es auf die 1271 Meter hoch gelegene Schießlingalm geschafft hat, der atmet erst einmal tief durch. Und genießt: Kuhglocken, Schlüsselblumen, ein Traumpanorama auf die Kitzbüheler Alpen, die Steinberge und das freundliche „Griaß di“ der jungen Almbäuerin. Die Schießlingalm gehört zu den Kleinoden, wo die Welt Drumherum stehengeblieben zu scheinen scheint. „Und davon“, schwärmt Max Steinacher, „gibt´s hier, vergelt´s Gott, noch viele.“
400 Kilometer Wanderwege führen durch die Grasberge und die Felsformationen der Steinberge – und Max, passionierter Wanderführer in Diensten des regionalen Tourismusverbandes, kennt sie alle. Versteckt wie Perlen im großen Gipfelmeer ducken sich rund 30 von Wind und Wetter gegerbten Hütten-Juwelen des Pillerseetals im malerischen Talkessel der Steinplatte, schmiegen sich an die grandiose Felsfassade des Wildseeloder oder thronen auf schmalen Vorsprüngen oberhalb saftiger Almwiesen – stets die fünf Tiroler Talgemeinden Fieberbrunn, Waidring, St. Jakob in Haus, St. Ulrich am Pillersee und Hochfilzen zu Füssen.
Wären da im Tal nicht ein paar verblasste Hinweise auf die „Schießlingalm“ würde sich außer den ortskundigen Einheimischen vermutlich kaum jemand zu diesem verträumten Fleckchen Erde zwischen Hochfilzen und Weißleiten verirren. Dabei führt ein facettenreicher Weg hinauf, der schon nach dem ersten Kilometer den Alltag vergessen lässt. Vom romantischen Wiesensee aus geht es durch das Grieseltal, wo reißendes Schmelzwasser Steine zu mächtigen Kunstwerken geschliffen hat, hinauf. Vier bis sechs Stunden dauert die Wanderung, zur Stärkung und Belohnung gibt es auf der Alm als Zwischenstation frischen Käse und deftige Würstl, ein kühles Bier aus dem Erdkeller und ein freundliches Gespräch mit den Wirtsleuten.
Für die Besucher ist es ein Stück heile Welt dort droben, für die Senner Abwechslung im arbeitsreichen und oft gar nicht so romantischen Almerer-Alltag. Rund 90 Tage im Jahr sind die Almhütten in den Pillerseer Grasbergen Heim und Herberge für Tier und Mensch – meist ohne Strom und ohne Heizung, aber mit frischem Bergquell und klarer Luft. Im Mai ziehen sie gemeinsam auf den Berg, im Spätherbst wieder ins Tal. Dazwischen liegen lange Tage und kurze Nächte – aber einen Sommer ohne Alm? Für Christian Dödlinger ist das kaum vorstellbar. Der Senior unter den Sennern im Pillerseetal steht für Kühe, Käse und Kunst auf der Hütte. Wenn der 79-jährige das weiße Laken in den verwitterten Giebel hängt, dann wissen die Eingeweihten im talseitigen Fieberbrunn: Der zweistündige Aufstieg zur Rohralpe hoch über dem Hauptort des Pillerseetals lohnt sich. Senner Christian ist vor Ort, hat kühle Getränke im felsigen Kellerversteck, frisches Bauernbrot und geräucherten Speck („der muss drei Wochen selchen“) auf dem Holzbrett – und das Akkordeon in der Hinterhand. Die Tour zur einsamen Hütte, die seit 516 Jahren wie ein Schwalbennest auf 1260 Metern am Hang klebt und seit 100 Jahren im Familienbesitz ist, lohnt sich gleich mehrfach: Das Breitwandpanorama von der Holzterrasse zum Spielberg, zu den Hohen Tauern, zum Wildseeloder, dem Kitzbüheler Horn und zum Kaisergebirge ist gigantisch, der Senner Original und Künstler zugleich: Aus Fichtenholz zaubert er mit dem Jagdmesser geschnitzte Edelweiß, zum „Selbstbrennt´n“ greift er zur „Zugin“ und serviert vor der Traumkulisse von rund 30 Gipfeln Tiroler Volkskunst – natürlich und „unplugged“.
„Zum Beten gehe ich in die Berge“ steht auf dem schlichten Holzkreuz oberhalb der Winterstelleralm. Links und rechts blüht der blaue Enzian wie auf einer künstlich angelegten Plantage, die Almrosen stehen kurz vor dem Ausbrechen und das erste Edelweiß treibt es aus den kalkhaltigen Böden am Wallerberg. Der Steinkreis markiert nicht nur symbolisch: Gut zwei bis drei Gehstunden und 700 Meter über vom Ausgangspunkt von St. Ulrich am Pillersee entfernt sind Wanderer dem Himmel ganz nah – und dafür dem oft stressigen Alltag völlig fern. Natur pur, die sich auch bei der späteren Einkehr unterhalb genießen lässt. Das Regiment auf der Winterstelleralm (die benannt ist nach dem berühmten Kommandeur der Tiroler Schützen im Freiheitskampf gegen Bayern und Napoleon) führt heute Anni Waltl. Die resolute Blondine ist im Sommer Chefin von 80 Rindviechern und bis in die Nachbartäler hinaus bekannt für Jausenplatten im XL-Format. Nach Anmeldung macht Anni Alm-Aussteigern auf Zeit sogar die Betten: Wer eine Mehrtagestour über die große Pillerseetal-Runde plant, kann auf 1423 Metern auch einfach wie rustikal übernachten – und mit dem Weckruf des hauseigenen Hahns aus den Federn, um am Bergkreuz andächtig die ersten Sonnenstrahlen zu empfangen.
Weniger früh aufstehen muss, wer Monika Kollmaier auf der Eiblberg-Einkehr besucht. Der mehr als 400 Jahre alte Hof mit dem windschiefen Balkon, den niedrigen Türen, den hohen Schwellen und dem „Häusl“ im Stall ist auch für Einsteiger in kleine Auszeiten gut zu erreichen. Vom Ortskern des romantischen St. Jakob in Haus ist der Aufstieg auf 1005 Meter in rund eineinhalb Stunden zu bewältigen, mit dem Mountainbike geht es über eine gut ausgebaute Straße noch schneller. Rund 300 Meter über dem Ort scheint unter dem Giebel des alten Hofes die Zeit stehengeblieben: Von der warmen Holzwand des historischen Bauernhauses aus schweift der Blick über saftige Almlandschaften zu den Steinbergen und zur Buchensteinwand. Wegen der Aussicht geraten viele Besucher ins Schwärmen – und beim Anblick der hausgemachten Kuchen und Torten noch mehr …
Infos: Tourismusverband Pillerseetal, Dorfplatz 1, A-6391 Fieberbrunn/Tirol, www.pillerseetal.at, Telefon: 0043/5354/56304.
Wochenendangebot „Kurz auswandern“: 3 Tage/2 Übernachtungen, Wanderstöcke ab 91 Euro /Person. Wanderwoche inklusive Wanderkarte, Wanderstöcke und Pillerseetal-Card ab 388 Euro/Person.
Wanderer finden im Tiroler Pillerseetal mehr als 400 Kilometer markierte Wege aller Schwierigkeitsgrade. Wer die versteckten Schönheiten ohne Umwege entdecken will, kann sich täglich geführten Touren anschließen. Professionelle Berg- und Wanderführer begleiten zu Almen und Gifpeln, Enzianwiesen und Murmeltieren. Vom 19. bis 21. September ist das Pillerseetal Austragungsort der 11. Wanderweltmeisterschaft, bei der jeder mitmachen kann. Täglich führen Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu den Höhepunkten des Pillerseetals.
Abseits des Alltags: Kleine Auszeiten
Anni steht ihren Mann bei 80 Rindviechern und ist bekannt für Jausenplatten im XL-Format, Christian als 79-jähriger Senior unter den Sennern schnitzt Edelweiß aus Fichtenholz und hat rund 30 Gipfel im Blick: Im Tiroler Pillerseetal können Wanderer abseits des Alltags in die einfache Welt der Almen eintauchen und dabei auf besondere Menschen an versteckten Orten treffen. Rund 400 Kilometer Wanderwege erschließen zwischen Fieberbrunn, St. Jakob in Haus, St. Ulrich am Pillersee, Waidring und Hochfilzen die Welt der Grasberge. Für kleine Auszeiten hat der Tourismusverband die Wochenend-Pauschale „Kurz auswandern“ aufgelegt: Drei Tage/zwei Übernachtungen gibt es inklusive Frühstück und Wanderstöcken ab 91 Euro pro Person. Sennerin Anni ist auf der Winterstelleralm, Senner Christian auf der Rohralpe zu finden. Infos: Tourismusverband Pillerseetal, Dorfplatz 1, A-6391 Fieberbrunn/Tirol, Telefon 0043/5354/56304, www.pillerseetal.at
Fotos: Senner Christian Dödlinger (oben), Monika Kollmeier auf dem 422 Jahre alten Einblberg-Hof (Mitte), Schießlingalm (unten)