Schwere Kunst in Pfälzer Eiche
Deutschlands schnellste Säger schnitzen am Baumwipfelpfad Skulpturen um die Wette
Künstler mit der Kettensäge
Wo Perry Sutton und Sigurd Bratzel auftauchen, fliegen die Späne: Die beiden Pfälzer gehören zu Deutschlands schnellsten Schnitzern. Mitte Juli zeigt die Elite der Künstler an der Kettensäge am ersten deutschen Baumwipfelpfad im pfälzischen Fischbach, wie mit 5,7 PS, geschickter Hand und scharfen Zähnen innerhalb weniger Stunden aus Original Pfälzer Eiche bis zu zwei Meter hohe Kunstwerke entstehen. Beim größten Kettensäger-Festival im umfangreichsten Waldgebiet Deutschlands demonstrieren zehn Künstler – darunter auch die australische „Chainsaw Carving“-Meisterin Angela Polglaze – wie die bis zu einer Tonne schweren Skulpturen mit handelsüblichen Forstwerkzeugen und in atemberaubender Geschwindigkeit entstehen. Spannendste Disziplin ist der Schnellsäger-Wettbewerb – das „Speedcarving“, die neue Extrem-Sportart für Kunsthandwerker: Innerhalb von 75 Minuten müssen die Teilnehmer eine fertige Skulptur präsentieren. Dabei zeigte zuletzt der Pfälzer Sigurd Bratzel (Foto) der Weltelite die Sägezähne: Der 34jährige ist derzeit Deutschlands schnellster Kettensäge-Künstler. Für einen rund 1,50 Meter hohen Bären aus Holz mit einem Durchmesser von 45 Zentimetern benötigt der Forstmeister aus Münchweiler exakt 70 Minuten. Spannend ist nicht nur das Zuschauen, sondern auch die anschließende Versteigerung: Alle Speedcarving-Skulpturen können die Besucher des Holz-Kreativ-Wochenendes (14. und 15. Juli 2007) für den Vorgarten erwerben. Die Preise liegen – je nach Größe und Ausführung – zwischen 50 und 500 Euro. Das Festival gehört zu den Höhepunkten der Veranstaltungen rund um Deutschlands ersten Baumwipfelpfad, der sich über 280 Meter und bis zu einer Höhe von 35 Metern mit Stegen und Hängebrücken durch die Kronen des Pfälzerwaldes windet und jedes Jahr mehr als 100 000 Besuchern eine neue Sichtweise in die Natur ermöglicht. Der Pfad und das angrenzende Biosphärenhaus mit einer umfangreichen Ausstellung zu den Lebensräumen Wald und Wasser ist während der Sommermonate täglich bis 18 Uhr und während der Ferienzeiten von Juni bis September bis 19 Uhr geöffnet. Infos: Biosphärenhaus Pfälzerwald / Nordvogesen, Am Königsbruch 1, 66996 Fischbach bei Dahn, Telefon 06393/92100. www.wipfelpfad.de
Foto: Biosphärenhaus Fischbach
Schwere Kunst mit scharfen Ketten
„Speedcarving“ im Pfälzerwald: Deutschlands beste Säger schnitzen Mitte Juli am Baumwipfelpfad gegen die Uhr – Skulpturen mit der Motorsäge
Sägen singen, Späne schwirren – und eine Wolke aus Holzgeruch und Rapsöl umhüllt die staunenden Zuschauer: „Chainsaw Carving“ – Kunst mit der Kettensäge – gehört zu den neuen Publikumsmagneten. Mitte Juli sägen im Pfälzerwald Deutschlands schnellste Schnitzer gegen die Uhr und um die Wette.
Wo Perry Sutton und Sigurd Bratzel auftauchen, fliegen garantiert die Späne. Seit acht Jahren pflegen die beiden Pfälzer ein besonderes Hobby: Sie schnitzen mit der Kettensäge – und gehören inzwischen zur Elite von rund 20 deutschen Holzmeistern, die mit 5,7 PS und scharfen Zähnen gewichtige Kunst produzieren. Mitte Juli haben die beiden Heimspiel, wenn sich im größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands die zehn schnellsten Säger treffen: Unterhalb von Deutschlands erstem Baumwipfelpfad in Fischbach, nahe der Grenze zum Elsass, treten die beiden am 14. und 15. Juli in der Königsdisziplin der Kettensäger an: Beim „Speedcarving“ haben die Extremsportler unter den Kunsthandwerkern exakt 75 Minuten Zeit, um aus einem bis zu zwei Meter hohen und einer Tonne schweren Eichenklotz eine mannshohe Skulptur zu zaubern. Ob Adler, Bär oder Eule, Totempfahl, Indianerbraut oder Ferrari – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur der Zeit.
Schnitzen gegen die Uhr ist Konzentration pur für die Künstler – und Faszination für die Zuschauer. „Speedcarving ist schnell, spannend – und zieht die Gäste in Scharen an“, weiß Ulrich Diehl, der Chef des Biosphärenhauses Pfälzerwald und des Baumwipfelpfades, dessen Lage weit ab vom nächsten Nachbarn idealer Austragungsort für das Festival der singenden Sägen ist. Als einer der ersten in Deutschland erkannte Diehl die große Anziehungskraft der neuen Extremsportart, die mit dem Internet nach Europa kam: In den endlosen Wäldern Amerikas fristete „Chainsaw Carving“ lange ein Nischendasein, bevor die Künstler aus den Blockhütten die Bilder ihrer fantastischen Werke der Welt präsentieren konnten – und plötzlich interessant wurden.
Das Kettensägen-Kunstschnitzen gehört zu den Veranstaltungs-Höhepunkten rund um Deutschlands ersten Baumwipfelpfad, der sich in bis zu 35 Meter Höhe auf 280 Metern Holzstegen und Hängebrücken durch die Kronen windet – und Besuchern Einblicke in die Natur aus ungewöhnlicher Perspektive bietet. Das Leben zwischen Wurzeln und Wipfeln, Wasser und Wiesen wird im Vorübergehen und spielerisch erklärt. Neben den Rundgängen auf eigene Faust bietet das Biosphärenhaus spannende Nachtexkursionen und sogar Übernachtungen auf dem Wipfelpfad an. In Schnitzerseminaren wird erklärt, wie jeder mit Hammer und Meissel zum Künstler werden kann und Pfälzer Sandsteinen neue Formen gibt.
Die Kettensägen allerdings bleiben den Profis vorbehalten – obwohl auch sie mit durchaus handelsüblichen Gerätschaften hantieren: „Unsere Sägen unterscheiden sich lediglich durch ihre speziellen „Carving-Blätter“, die spitzer sind und beim Ansetzen nicht zurückschlagen“, verrät Perry Sutton, der Ur-Pfälzer mit dem amerikanischen Namen.
„Weil wir wahnsinnig schnell sind, sind die Skulpturen auch erschwinglich“ schmunzelt Forstmeister Sigurd Bratzel. Der 34jährige zieht die Träger seiner 8fach laminierten Schnittschutzhose fest, streift sich die coole Sonnenbrille über die Augen und reißt an der Anlasserleine seiner Säge. 5,7 PS geben ab jetzt den Ton an. Eingehüllt in ein Gemisch aus Holzspänen, Benzin und Rapsöl als Schmiermittel für die Kette („Das ist absolut umweltfreundlich und man könnte auch ein Steak drin braten“) machen die kräftigen Männer hinter den Motorsägen den amerikanischen Holzfäller-Traum von Freiheit und Abenteuer wahr. Doch sie sind nicht allein – denn sie teilen sich den Auftritt mit einer starken Frau. Die Australierin Angela Polglaze zeigt den Herren seit Jahren die Sägezähne. Zu den Spezialitäten der drahtigen Frau gehören kräftige Weibsbilder – im Sommer in Pfälzer Eiche. Und die gibt es nach dem Wettbewerb für alle, die sie auch nach Hause schaffen können: Die Skulpturen des Schnellsägewettbewerbs werden sofort versteigert. Zu Preisen zwischen 50 und 500 € wechseln die bis zu einer Tonne schweren Kunststücke noch während der zweitägigen Veranstaltung den Besitzer. Alle anderen Kunstwerke des Festivals säumen künftig den Baumwipfelpfad – als Freiluft-Galerie.
Infos: Biosphärenhaus Pfälzerwald / Nordvogesen, Am Königsbruch 1, 66996 Fischbach bei Dahn, Telefon 06393/92100. www.wipfelpfad.de. Holzkreativ-Wochenende mit Kettensäger-Schnitzer-Festival am 14. und 15. Juli von 10 bis 17 Uhr. Am 14. Juli ab 19 Uhr: Sommernachtsfest auf dem Baumwipfelpfad mit Musik, Essen und Naturerlebnis in bis zu 35 Metern Höhe. Am 15. Juli: Übernachten auf dem Baumwipfelpfad mit Nachtexkursion zu Eulen und Fledermäusen.
Mit dem Bollerwagen durch den Pfälzerwald
Unterhalb des ersten deutschen Baumwipfelpfades in Fischbach bei Dahn wird am 8. Juli der erste Pfälzer Bollerwagenpfad offiziell eröffnet. Über zweieinhalb Kilometer führt der Rundkurs durch das romantische Spießwoogtal. Ziehen, spurten und lenken mit dem legendären Kinder-Transporter können Mamas und Papas beim 2. Pfälzer Bollerwagentreffen üben: Bei der Rallye am Eröffnungstag ist nicht nur Schnelligkeit, sondern vor allem auch Geschicklichkeit von großen Lenkern und kleinen Passagieren gefragt. Das Bollerwagentreffen gehört zu den großen Familienfesten rund um Biosphärenhaus und Baumwipfelpfad in Fischbach. Das komplette Veranstaltungs-Programm mit mehr als 40 Tages-, Abend und Wochenend-Terminen gibt es beim Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen, 66996 Fischbach, Telefon: 06393/92100, www.wipfelpfad.de.