Keine Angst vor dem Skorpion: Mit allen Sinnen der Natur auf der Spur
Im Pfälzerwald auf Expedition zwischen Wasser, Wurzeln und Wipfeln
Winzlinge im Wasser sehen, mit den blanken Füssen weichen Waldboden fühlen, wilden Thymian riechen, die süßen Früchte des Waldes schmecken, mitten in den Baumwipfeln dem Ruf des Kuckucks lauschen oder einen Wasserskorpion streicheln: Mit alle Sinnen können kleine und großer Forscher im Pfälzerwald spannend der Natur auf die Spur kommen. Rund um Deutschlands ersten Wipfelpfad entstand mit der Fertigstellung neuer Stationen ein einzigartiges Natur-Erlebnisland. Vom Wasser über die Wurzeln bis zu den Wipfeln führen dabei die Wege spielerisch zu kleinen Abenteuern und großem Wissen. Rund 1,5 Kilometer kann es dabei auch nass werden: Barfuss oder mit Gummistiefeln und Expeditionsgerecht mit Lupe, Reagenzglas und Kescher ausgerüstet geht es im Sommer zu den Geheimnissen des Wassers. Wo sich die Sauer malerisch durch die Talwiesen windet, entstand am Biosphärenhaus ein Wassererlebnispfad. An zahlreichen Mitmach-Stationen darf der Lebensraum Bach erforscht und dabei sogar nach Wasser-Skorpionen gesucht werden. Der Pfälzer Vetter sieht dem tödlichen Wüstentier zwar ähnlich, ist aber ein absolut friedlicher Vertreter: „Er benutzt seinen Stachel lediglich als Schnorchel“ beruhigt „Expeditionsleiter“ Ulrich Diehl, der als Chef des Biosphärenhauses und gelernter Biologe zahlreiche Abenteuer-Touren in die Natur organisiert. Sprichwörtlich spannend führt auch der Weg durch die Wipfel: Über 270 Meter und in bis zu 35 Meter Höhe winden sich feste Stege und schwankende Hängebrücken durch die Baumkronen des Pfälzerwaldes – und erlauben einen direkten Blick in die Wohnzimmer von Käfern, Bienen und Vögeln. Während der Sommersaison dürfen Urlauber zu festen Terminen sogar ihr „Himmelbett“ auf dem Baumwipfelpfad aufschlagen: Nach nächtlichen Führungen durch den Wald können die Teilnehmer in luftiger Höhe unter dem Sternzelt übernachten. Am nächsten Morgen wird in freier Natur ein Pfälzer Wipfelfrühstück serviert. Termine gibt es noch Ende Juli und Anfang August. Infos: Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen, 66996 Fischbach, Telefon 06393/92 100, www.wipfelpfad.de
Foto: Biosphärenhaus Fischbach
Expeditionen im Pfälzerwald: Kleine Forscher, großes Staunen
Naturerlebnis zwischen Erde und Himmel:
Vom Wasser-Pfad zum Wipfel-Abenteuer
Einen Skorpion streicheln. Einem Kleiber lauschen. Oder in den Baumkronen schlafen. Im Pfälzerwald entstand rund um Deutschlands ersten Baumwipfelpfad ein Fauna- und Flora-Erlebnisland für kleine und große Entdecker.
Wo sich an der Grenze zum Elsass in Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet Fuchs und Hase gerne gute Nacht sagen, ist auch hoch über der Erde tierisch viel los: Durch die Wipfel schlängelt sich Deutschlands erster Baumwipfelpfad in bis zu 35 Metern Höhe, und darunter geht ein Lehrpfad dem fließenden Wasser auf den Grund. Im Sommer lernen Kinder und Erwachsene im Biosphärenreservat in Fischbach auch, warum Männchen häufig blau sind und Weibchen gerne grün tragen. Informativ, spannend und vor allem erlebnisreich führen Expeditionen auf eigene Faust oder in Gruppen der wundersamen Welt der Natur auf die Spur.
Kleine Dschungelabenteuer made in Germany – mit Hausbesuch bei Schilfkäfern und Wildbienen, die sich am Wasser eine Wohnung teilen. Sie haben ihre WG in einem Hochhaus für Insekten gegründet. „In diesem Riesenschilfrohr lässt es sich wunderbar leben und sogar den Pfälzer Winter überstehen“, erklärt Diplom-Biologe Ulrich Diehl. 14 Stationen für den 1,5 Kilometer langen Wasserlehrpfad hat das Biosphärenhaus an der Sauer errichtet – alle durchdacht, meist interaktiv und in gut einer Stunde locker zu durchlaufen. Die Naturräume sind geprägt von Klima, Bodenverhältnissen und auch vom massiven Einfluss des Menschen. „Der Pfälzerwald hat auf Sand gebaut. Wäre der Boden fruchtbar, wären seine Bäume längst dem Ackerbau gewichen“, erklären Biologen das dichte Mosaik aus Kiefern, Buchen, Fichten, Eichen und Kastanien. Noch heute sind 75 Prozent des Reservates dicht bewaldet.
Auf dem Wasserlehrpfad geht es niemals trocken zu – die kleinen Forscher kommen mit einfachen Mitteln schnell groß ins Staunen. Physikalische Gesetze werden kindgerecht vermittelt und der pfälzischen Natur und deren Bewohnern kräftig auf den Zahn gefühlt. Gleich an den ersten Stationen wird – feucht-fröhlich- simuliert, wie die Natur den Wasserkreislauf regelt. Und mit Hilfe von Modellen wird auch deutlich, warum der Fisch nicht zu Boden geht oder wie ein Korken an der Wasseroberfläche schwimmt: Seine luftgefüllte Blase hilft ihm dabei, und sein stromlinienförmiger Körper verhindert, dass er abgetrieben wird.
„Die Sauer ist unser eigener Hausbach“, schmunzelt Ulrich Diehl und ergänzt: „Mit dem Wasser-Erlebnispfad haben wir jetzt ein komplettes Wegenetz für Natur-Erlebnisse der unterschiedlichsten Art.“ Ausgangspunkt für die Entdeckungsreisen zwischen Wasser, Wurzeln und Wipfeln ist immer das Biosphärenhaus. Dort werden die Besucher mit einer neuen Ausstellung auf das Naturschauspiel bei Tag und – in einer neuen Dunkeletage – bei Nacht eingestimmt. Und von dort geht es entlang der Sauer zu den Wurzeln des Wassers. Unzählige Quellen sprudeln im Biosphärenreservat, und von hier kommt das Trinkwasser für die gesamte Region.
Wasserkäfer lieben es feucht – und fühlen sich schon allein deshalb hier pudelwohl. Und sie sind an der Sauer in guter Gesellschaft, denn der Pfälzer Wald ist ein Naturparadies: Nutrias ernten unter den Wipfeln, Graureiher fischen mit seltener Gelassenheit, und Prachtlibellen schweben anmutig wie Elfen durch die Luft und betören mit leuchtenden Farben. Spätestens an der vierten Station des Wasserlehrpfads wird klar: Männchen sind stets blau, und Weibchen tragen mit Vorliebe grün. Eher wie ein Wurm sieht das Bachneunauge aus. „Er ist so etwas wie der ursprüngliche Fisch. Kaum ist er erwachsen, nimmt er keine Nahrung mehr auf, sondern legt Eier und stirbt“, beschreibt Ulrich Diehl die eher merkwürdigen Lebensgewohnheiten. Wer Mut beweist und barfuss oder mit Gummistiefeln und ausgerüstet mit Becherlupe und Kescher in die Sauer steigt, entdeckt bisweilen sogar einen Wasserskorpion. Der sieht zwar aus wie sein tödlicher Namensvetter, „er benutzt seinen Stachel aber lediglich als Schnorchel“, beruhigt Ulrich Diehl die ängstlicheren Gemüter.
Wer mit Kindern Ferien in der Pfalz macht, kann während der Sommermonate viel erleben – und sogar unter den Baumwipfeln ein „Himmelbett“ aufschlagen: An mehreren Terminen steht der Wipfelpfad (nach Voranmeldung) als luftiges Baumhotel offen. Mitzubringen sind Iso-Matte und Schlafsack. Die jungen wie alten „Trapper“ werden nachts von Mitarbeitern des Wipfelpfades in die Geheimnisse des Waldes eingeweiht und erhalten am nächsten Morgen ein Frühstück unter dem Blätterdach.
Das Biosphärenreservat Pfälzerwald gilt als einer der schönsten Naturräume in Europa. Der keltische Waldgott „Vosegus“ gab der Region ihren Namen – auf französischer Seite wurde daraus „Vogesen“, auf deutscher Seite „Wasgau“. Neben dem Biosphärenhaus in Fischbach lohnt auch die Burgruine Fleckenstein (P´tit Fleck) im elsässischen Lembach für einen Familienausflug. Spielerisch können Kinder und Eltern dabei Ritter Willy auf einer interaktiven Rätseltour durch den geheimnisvollen Burgwald und die Geschichte des Mittelalters folgen. Große Tiere sind im Wild- und Wanderpark Silz unterwegs. Besonders spannend ist morgens um 11 Uhr die Fütterung des Wolfsrudels. Ganz auf Familien eingestellt ist auch das Felsenland-Badeparadies in Dahn: Während sich die Eltern im 5000 Quadratmeter großen ruhigen Wellnessbereich entspannen dürfen, kann sich der Nachwuchs auf einer 45 Meter langen Riesenrutsche austoben.
Infos: Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen, 66996 Fischbach, Telefon 06393/92 100, www.wipfelpfad.de Übernachtung auf dem Wipfelpfad: 16 Euro Erwachsene, 10 Euro Kinder, Frühstück inklusive.
Weitblick aus den Wipfeln
Der Sommer ist da – es krabbelt, summt und zirpt überall. Wie viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten sich auf kleinstem Raum tummeln, können kleine und große Entdecker jetzt selbst beobachten: auf dem ersten Baumwipfelpfad Deutschlands. Und den gibt es in Fischbach, etwa 40 Kilometer südlich von Kaiserslautern. Dieser luftige Lehrpfad ist 270 Meter lang und bis zu 35 Meter hoch. 19 Stahlstützen, massives Geländer und stabile Holzbohlen sorgen für Sicherheit. Trotzdem ist der Pfad eine ganz schön wackelige Angelegenheit! Er passt sich den eigenwilligen Gesetzen des Waldes an und gibt einen spannenden Einblick ins Abenteuer Natur. Doch in Fischbach führen zwei Wege durch die Wipfel – der eine sanft, der andere abenteuerlich. Coole Kicks in unheimlicher Höhe gibt es auf drei Brücken. Recht harmlos ist noch die 8,50 Meter lange Hängebrücke, aber die Dschungelbrücke hat’s richtig in sich. Denn Halt für die Füße gibt nur ein Seil. Das dicke Ende kommt aber noch: Die Tellerbrücke ist der absolute Härtetest. Ganz Mutige springen hier von Metallteller zu Metallteller. Doch keine Panik: Ein dickmaschiges Netz schützt vor dem Absturz. Zehn Mitmach-Stationen erklären nebenbei den Lebensraum Wald und rücken Tieren auf den Pelz. Da wird erklärt, warum der Specht keine Kopfschmerzen kriegt und warum die Eule eigentlich mit den Augen hört. Der eigentlich Hit aber ist die 40 Meter lange Rutsche am Ende des Pfades. Der rasante Abgang dauert 15 Sekunden und ist ein Riesengaudi. Infos: Biosphärenhaus Pfälzerwald/Vogesen, Am Königsbruch 1, 66996 Fischbach, Telefon 06393-92 100, Internet: www.wipfelpfad.de